Angel Orensanz - Skulpturen Zeichen
Gibt es Engel auf Erden? Wie sonst kann jemand hundert meterlange Installationen an den Stränden Spaniens bauen, ganze Felder nach seinen Vorstellungen zum Blühen bringen, gegen den Krieg in Tschetschenien demonstrieren und gleichzeitig vom Hochwasser obdachlos gewordene Kinder in Polen zum Lachen bringen? Die Omnipräsenz von Angel Orensanz unterstützt zumindest diesen Eindruck. Und immer ist er auf der Seite der Kinder, ob auf der Lower Eastside oder in Japan. Die Kinder sind immer der Spiegel seiner weltweiten Performance. Ein bekannter New Yorker Kunstsammler sagte einmal zu mir: "Orensanz, der Mann hat nicht wie die anderen eine Aussage, Orensanz ist seine Aussage selbst".
Ich lernte den Künstler in einer Imbissstube kennen, im Katz´s, dem legendären jüdischen Deli in New York, in dem schon amerikanische Präsidenten Roosevelt, Nixon und Clinton einen koscheren Hot dog aßen. Erinnern Sie sich an Harry and Sally, diesen klassischen Streifen über die Freundschaft von Männern und Frauen? Genau an dem Tisch, an dem Sally ihrem Harry den unter Cineasten berühmten Orgasmus vorspielte, dort treffe ich den Mann.
Einen Block davon entfernt ist eine altes Bankgebäude, das Jasper Jones zu seinem Atelier ausgebaut hat. Einen weiteren Block weiter steht die Angel Orensanz Foundation, die älteste jüdische Synagoge in New York.
Mein Gott, der Angel hat auch eine Kirche!
In deren Keller treffen wir Al, den Bruder des Engels und Betreiber der ehemaligen Synagoge, die nun ein Kunst- und Kulturtempel ist: Überall Bilder vom Kölner Dom und von Heinrich Heine. Ich frage nach: Seinerzeit wurde der Tempel von rheinischen Juden im Jahre 1848 errichtet. Er wurde dem Kölner Dom nachempfunden, und vom Dom Architekten und Schinkel Schüler Alexander Saeltzer gebaut. Ich sehe das "Kirchenschiff": unter dem blauen Baldachin mit seinem verblichenen Sternenhimmel schwebt die erste Installation des Künstlers: ein Objekt mit hundertfünfzig frei schwebenden Teilen, ein riesiges Mobile. Beeindruckend.
Die Hektik Manhattans verschwindet für einen kurzen magischen Augenblick im Licht der Synagoge. Jetzt zählt nur noch die Kunst, die Phantasie, mithin die Liebe zu den Menschen.
Ich sehe blaue Bilder im Büro, sie kommen mir bekannt vor. "Sicher", sagen die Brüder "die sind von Yves Klein, Leo Castelli hat Sie uns geliehen für unser kleines Museum in Spanien."
Nach dieser wundersamen Begegnung zwischen Kunst und Wirklichkeit in New York ist nun SKULPTUR ZEICHEN die zweite Ausstellung von Angel Orensanz in Düsseldorf.
In der Düsseldorfer KunstFabrik präsentiert der Künstler nun aktuelle Arbeiten, um die ganze Spannbreite seines Schaffens repräsentieren: Für Sammler in Deutschland also zum ersten Mal die Gelegenheit, sich einen Gesamteindruck des Werkes Orensanz`s zu machen.
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